▷ Gaumennahterweiterung: Mehr Platz im Oberkiefer [2023]

Autor: Dr. Anita Schwenk

Eine Erweiterung des Gaumens kann eine sinnvolle kieferorthopädische Maßnahme sein, wenn der Oberkiefer zu schmal ausgefallen ist. In diesem Beitrag möchten wir Ihnen darstellen, was genau eine Gaumenerweiterung ist, wann man sie durchführt und wie sie abläuft.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ist der Oberkiefer zu schwach entwickelt und deshalb zu schmal, kann eine Erweiterung des Gaumens durch eine kieferorthopädische Maßnahme erfolgen. Diese kann bei Kindern mittels einer Apparatur erfolgen, bei Erwachsenen muss zusätzlich ein operativer Eingriff erfolgen.
  • Ein zu schmaler Oberkiefer führt zu Zahnengständen, Zahnfehlstellungen und kann in schweren Fällen auch zu einem Kopfbiss oder Kreuzbiss führen.
  • Mittels einer kieferorthopädischen Apparatur, die entweder an den Zähnen oder aber auch direkt am Gaumen befestigt wird, wird dabei die Gaumennaht stückweise gedehnt und damit der Oberkiefer verbreitert.

Was ist eine Gaumennahterweiterung?

Durch eine Erweiterung der Gaumennaht soll im Rahmen einer kieferorthopädischen Therapie das Wachstum des Oberkiefers angeregt werden, für den Fall, dass der Oberkiefer zu schmal angelegt war. Im Gaumen sind zwei Knochenplatten miteinander verwachsen, die mittig durch eine Wachstumsfuge miteinander verbunden sind. Liegt eine Entwicklungsstörung des Oberkiefers vor, so ist dieser in seinem Wachstum behindert.

Dies führt dazu, dass die Zähne im Oberkiefer zu wenig Platz finden und eine sich eine schlechte Verzahnung mit Zahnfehlstellungen entwickelt. Eine Erweiterung der Gaumennaht kann bei Kindern relativ schnell erreicht werden, da die Wachstumsfuge im Oberkiefer noch nicht vollständig verknöchert ist. Bei Erwachsenen hingegen ist neben der kieferorthopädischen Behandlung auch ein operativer Eingriff erforderlich.

Wann braucht man eine Gaumennahterweiterung?

Eine Erweiterung der Gaumennaht kann aus unterschiedlichen Gründen sinnvoll sein. Ist der Oberkiefer zu schmal ausgefallen, hat dies nicht nur Konsequenzen für die Zähne.

Ein zu schmaler Oberkiefer kann auch die Nasenatmung behindern, da hierfür auch der Platz im Gaumen benötigt wird. Für die Zähne bedeutet dies, dass sie nicht ausreichend Platz im Kiefer finden und sich verschachteln oder kippen.

Folgen für Unterkiefer und Biss

Durch das weitere Wachstum des Unterkiefers kann es auch vorkommen, dass die Zähne des Unterkiefers dann die Oberkieferzähne übersteigen, sodass ein Kopfbiss entsteht. Hierbei stehen dann die Zähne des Ober- und Unterkiefers nicht mehr verzahnt zueinander, sondern auf ihren Höckern.

Auch kann dabei ein sogenannter Kreuzbiss entstehen, bei dem die Zähne im Unterkiefer weiter außen stehen als die Zähne im Oberkiefer.

Ferner können durch den größeren Unterkiefer die Frontzähne im Oberkiefer weit nach vorne und oben gedrückt werden durch die Zähne im Unterkiefer und somit abstehen.

Gaumennahterweiterung OP – Ablauf

Eine Operation im Rahmen einer Erweiterung des Gaumens ist nur dann notwendig, wenn die Wachstumsfuge im Gaumen bereits verknöchert ist und somit nicht mehr dehnbar. Dies ist immer bei Erwachsenen der Fall. Bei Kindern kann die Erweiterung allein durch eine kieferorthopädische Apparatur erfolgen, bei der eine Verbreitung des Oberkiefers von bis zu 5 mm erzielt werden kann.

Operationsalternativen

Muss operativ eingegriffen werden bei der Erweiterung des Gaumens, kann die zunächst mit einem minimalinvasiven Eingriff unter einer lokalen Anästhesie erfolgen, bei dem die Wachstumsfuge im Gaumen geschwächt wird.

Für den Fall, dass eine gewöhnliche Schwächung der Fuge nicht ausreicht, kann auch unter Vollnarkose ein größerer Eingriff erfolgen, bei dem dann der Oberkiefer vom mittleren Gesicht abgetrennt wird.

Kieferorthopädische Maßnahmen

Bereits vor der Operation wird ein kieferorthopädischer Apparat eingesetzt, der dann nach der OP durch ein Aufdrehen der Schraube einige Millimeter erweitert werden kann. Diese Apparatur wird bei der Erweiterung des Gaumens ohne eine n operativen Eingriff verwendet.

Soll durch die Schraubapparatur nicht so viel Druck auf die Zähen ausgeübt werden, kann alternativ eine andere kieferorthopädische Apparatur eingesetzt werden, die direkt am Gaumen ansetzt und hier ebenfalls durch Schrauben den Gaumen direkt weitet. Beide Varianten werden ca. drei bis vier Monate getragen, bis die Verbreiterung abgeschlossen ist.

Gaumennahterweiterung vorher, nachher – was bringt das?

Vor einer Erweiterung des Gaumens ist immer der Oberkiefer zu schmal, um den Zähnen ausreichend Platz zu bieten. Dadurch stehen die Zähne zu eng, sind verdreht oder überlappen sich oder stehen weit nach außen.

Nach einer erfolgreichen Behandlung ist genügend Platz für die Zähne im Oberkiefer vorhanden und die Zahnreihe kann dann optimal im Kiefer ausgerichtet werden. Ferner werden hierdurch auch die Kiefergelenke entlastet und es wird wieder ein funktionaler Biss hergestellt.

 

Wie schmerzhaft ist eine Gaumennahterweiterung?

Da bei einer Erweiterung der Gaumennaht der Oberkiefer nach und nach aufgedreht wird, entsteht eine Krafteinwirkung, die im Gaumen eine Bewegung erzeugt. Diese Krafteinwirkung kann starke Druckgefühle und auch Schmerzen verursachen, im Gaumen oder auch an den Zähnen.

Im Regelfall wird empfohlen, vor jeder erneuten Dehnungsdrehung der Schraubapparatur eine Schmerztablette einzunehmen. Der Schmerz ist dabei in der Anfangsphase meistens am größten und nimmt dann kontinuierlich ab bei jeder weiteren Drehung, da sich Gaumen und Zähne mit der Zeit daran gewöhnen. Nach einiger Zeit ist dann eine Schmerzbehandlung nicht mehr notwendig, da er milder wird und gut auszuhalten ist.

Gaumennahterweiterung – Alternativen

In vielen Fällen wird heute statt einer Erweiterung der Gaumennaht gerade in weniger schweren Fällen auch eine gute Verbesserung durch den Einsatz von Zahnspangen erreicht. In manchen Fällen wird erwogen, bleibende Zähne im Oberkiefer zu ziehen, um Platz für die übrigen Zähen zu schaffen.

Dies können Alternativen sein, wenn keine allzu großen Probleme durch einen zu kleinen Oberkiefer entstehen und nur leichtere Korrekturen durchgeführt werden müssen.

Fazit

Eine Erweiterung der Gaumennaht ist eine sehr effektive Behandlung bei zu kleinem Oberkiefer. Bei Kindern ist dies relativ schnell durch eine kieferorthopädische Behandlung erreichbar, bei Erwachsenen muss die kieferorthopädische Therapie von einer Operation ergänzt werden. In leichten Fällen einer Fehlbildung lassen sich auch mit Zahnspangen bereits gute Ergebnisse erzielen.

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