Radioaktive Zahnpasta: Giftiges Heilmittel der Vergangenheit

Autor: Dr. Anita Schwenk

Bereits in der Antike nutzten Zivilisationen wie beispielsweise die Römer oder Ägypter sogenanntes Zahnpulver. Dabei wurden mehrere Bestandteile wie Knochen, Salz und Myrrhe gemischt und mit einem feuchten Finger aufgetragen. Die Entwicklung der heutigen Zahnpasta ist ein fortlaufender Prozess, der auch heute noch fortgeführt wird.

Im heutigen Beitrag geht es um radioaktive Zahnpasta, die zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts als Wundermittel angepriesen wurde.

Was ist radioaktive Zahnpasta?

In den 1940er Jahren wurde von der Berliner Auergesellschaft die Doramad genannte Zahnpasta entwickelt und in kleinen Tuben verkauft. Hauptbetätigungsfeld der Auergesellschaft war allerdings die Entwicklung und Verkauf von Glühstrümpfen und Glühlampen, die bis 1992 angeboten wurden. Seit 2015 ist die MSA Deutschland GmbH eine Nachfolgegesellschaft der Auergesellschaft und entwickelt Atemschutzgeräte.

Die Zahnpasta Doramad enthielt Thorium-X, was zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts auch in anderen Bereichen eingesetzt wurde. Zu den gebräuchlichsten gehören:

  • als Zahnpasta
  • als Badezusatz
  • in der Kosmetik

Doramad sorgte aufgrund der ionisierenden Strahlung für strahlend weiße Zähne. Dabei wurden grundsätzlich auch Bakterien abgetötet und so galt die Zahnpasta als Wundermittel. Aufgrund dieser Eigenschaften wurde Thorium-X auch als Badezusatz eingesetzt, obwohl es in Wasser nur schwer löslich war.

Darüber hinaus bestand die Gefahr, Thorium zu inhalieren und somit die Lunge zu schädigen. Da Folgeschäden allerdings unbekannt waren, wurde es auch in der Kosmetikbranche eingesetzt.

Wann gab es radioaktive Zahnpasta?

Doramad wurde zu Beginn des 1940er Jahre in Deutschland angeboten, allerdings nach den Bombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki wieder eingestellt, da die verheerenden Langzeitfolgen offensichtlich wurden.

Beworben wurde die Zahnpasta unter anderem damit, dass die Radium-Strahlen eine biologische Heilwirkung hätten und die Abwehrkräfte der Zähne und des Zahnfleisches steigern würden. So heißt es auf der Verpackung wörtlich:

„Besondere biologische Heilwirkung durch Radium-Strahlen. Tausendfach ärztlich verordnet und empfohlen“. Darüber hinaus heißt es „… Die Zellen werden mit neuer Lebensenergie geladen, die Bakterien in ihrer zerstörenden Wirksamkeit gehemmt.“

Als die Langzeitfolgen bekannt wurden, war die Zahnpasta nicht mehr marktfähig und wurde gänzlich aus dem Programm genommen.

Wie gefährlich ist radioaktive Zahnpasta?

Wie bereits erwähnt, enthielt Doramad das radioaktive Element Thorium-X, welches auch als Radiumnuklid bekannt ist. Grundsätzlich kann zwar gesagt werden, dass Radium auch natürlich vorkommt, die Menge dabei so gering ist, dass keine Gefahr besteht. In hohen Mengen kann es allerdings zu den folgenden Erkrankungen führen:

  • Knochenschwund
  • Knochenkrebs
  • Zahnausfalls

Da sich Radium in der Knochenhaut des Menschen anreichert, kann es in hohen Dosen zum Zahnausfall oder Knochenkrebs kommen. Darüber hinaus konnten nach einigen Jahren auch Kiefer- und Gesichtsschmerzen auftreten. Frauen mit einer radioaktiven Vergiftung wurden Radium-Girls genannt.

Fazit

Zahnpasta wurde im Laufe der Geschichte stets weiterentwickelt und heutige Pasten besitzen eine umfangreiche Wirkung. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts sah dies selbstverständlich noch anders aus. So wurde Radioaktivität als Heilmittel angepriesen und Radium in vielen Bereichen wie der Mundhygiene oder Kosmetikbranche eingesetzt.

Radioaktive Zahnpasta tötet zwar tatsächlich zuverlässig Bakterien ab, sorgt auf Dauer durch die Einlagerungen, aber für Zahnausfall und auch Knochenkrebs ist möglich. Bekannt wurden die Langzeitfolgen erst durch die Atombombenabwürfe in Nagasaki und Hiroshima. Danach wurde das Wundermittel Doramad vom Markt genommen.

Ähnliche Beiträge

8 February 2024

Zahnzusatzversicherung Schweiz: Was macht Sinn?

Weiter lesen